18.11.2010 Nerd Nite Berlin #4
Die Vorträge:
1. Regine Heidorn: Unter der Glocke der Normalität
Normalität hat ein Symbol: die Normalverteilungskurve, wegen ihrer Form auch Glockenkurve genannt. In den Übergangszeiten vom preussischen Manufakturenwesen zur Industriefertigung hielt die Normierung Einzug in den Arbeits- und Fertigungsalltag, klar, daß ein Arbeitsplatz in seinen Ausmessungen an normalverteilten Körpergrößen orientiert wurde. Seither wurden 17000 Normen nicht nur der Deutschen DIN, sondern auch international z. B. der ISO aufgestellt. Normen stellen einen vereinheitlichten Konsens dar, um rational zu produzieren und die Einhaltung von Regelungen zu Qualität und Sicherheit zu messen und zu überprüfen. So wie z. B. die 1988 von der EU verabschiedete Gurkenverordnung zur Festsetzung von Qualitätsnormen für Gurken.
Regine Heidorn leidet seit der 9. Klasse unter der Normalverteilung. Tief traumatisiert versucht sie seither, der Glocke der Normalität zu entkommen, sowohl wenn sie mahnend läutet als auch wenn sie wie eine Käseglocke den Horizont begrenzt. Der vollendete Trauma-Horror ist für sie die DIN-Norm, gegen die die Standard-Empfehlungen des W3C zur Trivialliteratur verkommen.
2. Arne Schumann: Audiosafari durch den Format-Dschungel
Ist “aac” wirklich besser als “mp3”? Was geht beim “Umwandeln” einer CD in mp3s verloren?” Muss es “Joint-Stereo” sein? Oder ist das eigentlich alles egal? Diesen und anderen Fragen zum Thema “Audioformate” widmet sich Arne Schumann mit einer kurzen Übersicht zur Formatvielfalt und deren Geschichte und versucht anschließend anhand von Hörbeispielen der Qualitätsfrage auf den Grund zu gehen.
Arne Schumann ist seit 10 Jahren als Toningenieur, Produzent und Komponist tätig und bildet zusammen mit Josef Bach das Produzenten/Komponisten-Team Schumann & Bach.
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Wegen Abwesenheit des Referenten leider nicht stattgefunden:
Jon von Wetzlar: Nanu, meine Imbissbude ist weg! Mit Street View für ein schöneres Stadtbild?
Imbissbuden werden von Stadtplanern als störend empfunden. Street View stellt Fotos von Straßen für die Ewigkeit ins Internet. Da liegt die Versuchung nahe, durch Wegpixeln auch diese Imbissbuden zu eliminieren. Aber, bringt das wirklich was? Und für wen?
Jon von Wetzlar ist Stadtforscher, Autor, Kurator und “Budensammler” (taz). Er lebt und arbeitet in Berlin.